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Wir tragen unser Wissen wie eine Monstranz vor uns her – nehmen nicht wahr, wie sie uns die Sicht versperrt. Selbst wenn wir durch sie stolpern, wollen wir immer noch nicht bemerken, dass uns unser vermeintliche Deutungsfähigkeit im Weg steht… Ist das der alte Bias „Wissen ist Macht“? Es fühlt sich so gut an, so überlegen, wissend zu sein! Wir verpassen unserem Geist Scheuklappen, verschließen ihn und uns vor einer komplexen Welt. Und dann die Angst und Unsicherheit, weil Zeug passiert, dass wir nicht kapieren, mit unserem Wissen nicht erklären können. Bitte nicht so genau hingucken, auch diese Krise geht vorbei, ach nee, das wird schon nicht so schlimm.

Komplexität überfordert den Wissenden. Im vermeintlich wissensgestützten sicheren Hafen finden wir keine Ankerpunkte mehr – wir spüren nicht, dass wir längst auf hoher See sind und reden uns gebetsmühlender ein, dass die Küste schon bald wieder in Sicht kommt, der Sturm vorüberzieht, die alten Ankerpunkte wieder nutzbar werden.

Je unsicherer es wird, desto mehr neigt der Wissende dazu, die Scheuklappen noch enger zu ziehen, noch mehr vom alten zu tun: Lass uns denen die rudern mehr einpeitschen, noch ein und noch ein Segel setzen, so wie es halt immer funktioniert hat. Der lineare Bias wird noch fester betoniert: Sinkt der Umsatz, senken wir Kosten und erhöhen Effizienz. Wir klammern uns an unsere Viabilitäts-Konstrukte, selbst wenn sie schon lange widerlegt sind: Kostensenkung führt langfristig zu Mehrkosten. Konstrukte, die lange nützlich waren und funktioniert haben, werden um so rigider als einzige Deutungsmuster verengt. Wir werden ideologischer…

Und eigentlich ginge es so einfach – Demut vor dem Nichtwissen für wachsende geistige Flexibilität. Sokrates Maxime „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ macht unseren Geist auf, ermöglicht uns flexibel zu bleiben. Eine nicht-wissende Haltung öffnet eine Chance auf Verstehen und Erkennen meines Selbst, der anderen und der Welt. Komplexität erfass‘ ich nur, wenn ich in der Lage bin, die Elemente und ihre Wirkzusammenhänge zu erfassen.

Gehe ich davon aus, dass ich es nicht weiß, kann ich mich gelassen zurücklehnen oder neugierig in die Welt schauen, was ich da so entdecke. Und wie cool wäre es, wenn wir die stürmische See unserer Zeit voller Neugier und Mut befahren, wissend, dass wir eben nichts wissen können. Nur das Einlassen aufs Abenteuer ist gefragt…

Die Möglichkeiten, die uns eine globalisierte, technisierte, vernetzte Welt bietet, sind unendlich…